Chronik der Sektion Lohberg im Bayerischen Wald-Verein

Die Gründungsgeschichte des Waldvereins Lohberg im Jahr 1882

  • Die Heimat unserer Sektion zwischen Osser und Arber gehört zu den landschaftlich schönsten Gegenden des Bayerischen Waldes. Bis vor rund 700 Jahren aber war es ein nahezu undurchdringliches Urwaldgebiet.
  • Ab 1279 begann das Kloster Rott am Inn mit der Erschließung und Besiedlung dieses Gebietes und förderte insbesondere die Errichtung zahlreicher Waldbauernsiedlungen. So war bis ca. 1420 die Besiedlung mit der Entstehung zahlreicher Ortschaften, zu denen auch die heute zur Gemeinde Lohberg gehörenden Ortsteile und Einödhöfe zählten, abgeschlossen.
  • Die Errichtung von Glashütten ab Mitte des 16. Jahrhunderts bringt der Gemeinde Lohberg einen kräftigen Aufschwung.
  • Unter den Glashüttenherren Frisch, Klingseisen, Hainz, von Hafenbrädl, Riedl und Schrenk wurde der Lohberger Raum in den folgenden Jahrhunderten zu einem Glaszentrum.
  • Im Gegensatz zur blühenden Glasindustrie war der Fremdenverkehr und Tourismus weitgehend unbekannt. Undurchdringliche Wälder mit ihren Felsen, Hochmooren und zahlreichen Bächen und die fehlenden Wanderwege waren für "Fremde" unheimlich und wenig einladend.
  • Im letzten Teil des 19. Jahrhunderts wuchs die Zahl derer, die auch diese bis dahin wandermäßig unerschlossene Gegend kennen lernen wollten. Auch in den Alpen und anderen Mittelgebirgen wuchs die Zahl der Wanderbegeisterten und Entdecker. Eine Folge waren die Gründung des Deutschen Alpenvereins und verschiedener Mittelgebirgsvereine mit dem Ziel der touristischen Erschließung der jeweiligen Gebiete.
  • 1882 wurde in Lohberg von einer Reihe von Waldbauern unter Führung des Guts- und Brauereibesitzers Alois Kellermayer ein Verein zum Schutz und zur Pflege des Waldes gegründet. Zu seinen Aufgaben zählte der Verein insbesondere auch die Errichtung und Pflege von Wanderpfaden. 
  • Dies ist die Gründung des Waldvereins Lohberg, der heutigen Sektion Lohberg.


Der Lohberger Waldverein - ein Gründungsmitglied des Bayerischen Wald Vereins als "Dachorganisation"

Die Ideen, vereinsmäßig den Fremdenverkehr zu fördern und zugleich die Kultur und das Brauchtum zu pflegen, traten auch bei einer Reihe anderer Gemeinden des Bayerischen Waldes zunehmend ins Bewusstsein. Diese gemeinsamen Zielsetzungen führten zur Gründung eines „Dachvereins“ im Jahr 1883, dem die Gründungsmitglieder aus Deggendorf, Passau, Zwiesel, Bodenmais, Eisenstein, Regen, Viechtach und Lohberg den Namen „Bayerischer Wald Verein“ gaben. Die Gründungsvereine formierten sich ab diesem Zeitpunkt als Sektionen, ebenso wie die neu hinzukommenden Waldvereinsgruppen.

 

 

Lohberg und Lam schließen sich 1884 zu einer Sektion zusammen und trennen sich 1923 wieder

  • 1884 wurde in Lam eine Sektion gegründet; gemeinsam mit der Gründungs-Sektion Lohberg wurde beschlossen, zukünftig als Sektion Lam-Lohberg die vielfältigen Aufgaben wie das Anlegen und Markieren der Wanderwege zu bewerkstelligen.
  • Die Sektion Lam-Lohberg legt 1885 die ersten Wanderwege Lam - Osser, Lohberg - Osser, Lambach - Osser sowie einen Verbindungsweg zwischen Kleinem und Großem Osser an.
  • Mit Blick auf zunehmende Wanderaktivitäten zum Osser wurde 1885 mit dem Bau einer zuerst einfachen Schutzhütte, dann eines „komfortableren“ Schutzhauses, des Osserschutzhauses, begonnen - die Fertigstellung und Einweihung erfolgte im Juli 1897.
  • Der erste Weltkrieg brachte die Vereinsaktivitäten weitgehend zum Erliegen. 
  • Eine kirchliche Änderung brachte 1922/1923 auch für die Sektion Lam-Lohberg eine einschneidende Veränderung mit sich.
  • Am 4. November 1922 wurde Lohberg zu einer eigenen Pfarrei erhoben; in der Folge beschloss die Sektion Lam-Lohberg eine Aufspaltung in die Sektionen Lam und Lohberg.
  • Ab dem 07.01.1923 agierte Lohberg wieder offiziell als eigene Sektion; erster Vorsitzende wurde der Lohberger Pfarrer Anton Beck.
  • Da das Osserschutzhaus auf dem Grund und Boden des Glasfabrikanten und Gutsbesitzers Konstantin Willman errichtet war und dieser als Lambacher Bürger sich in der Sektion Lam beheimatet fühlte, ging zu diesem Zeitpunkt das Osserschutzhaus in das Eigentum der Sektion Lam über. 

Entwicklung der Sektion Lohberg nach der erneuten "Eigenständigkeit" bis zum 2. Weltkrieg

  • Eine Vielzahl von Wanderfreunden aus der Nürnberger Gegend besucht ab 1925 regelmäßig die Region Lohberg.
  • Es entwickelt sich eine enge freundschaftliche Beziehung zwischen der Sektion Lohberg und der Sektion Nürnberg des Fränkischen Albvereins.
  • Die Nürnberger Wanderfreunde unterstützten die Sektion Lohberg auch finanziell bei der Neuanlage und Renovierung ihrer Wanderwege.
  • 1928 baute die Sektion den steilen Wanderweg zum Zwercheck; die Nürnberger Sektion des Albvereins übernahm die Begleichung der Ausgaben.
  • Dieser Hochweg trägt daher bis heute den Namen „Nürnberger Steig“.
  • Die enge Verbundenheit beider Vereine zeigte sich insbesondere in der Stiftung einer neuen Standarte durch die Nürnberger Freunde.
  • Die Standarte wird am 29. Juni 1929 überreicht und feierlich von Pfarrer Anton Beck geweiht.
  • 1933 feiert die Sektion das 50jähriges Bestehen des Bayerischen Wald-Vereins mit einem großen Heimat- und Bergfest an der Hindenburgkanzel und auf der Brenneswiese.

Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurden auch Waldvereinsmitglieder einberufen, der Krieg brachte die Arbeit der Sektion zum Erliegen!

 


Wiederbelebung und Erstarken der Sektion Lohberg nach dem 2. Weltkrieg

  • Am 09. April 1949 wurde von einer Reihe von Altmitgliedern unter Leitung des Bürgermeisters Franz Vogl der Wiederaufbau der Sektion beschlossen und sogleich der erste Nachkriegsvorstand gewählt; 1. Vorsitzender wurde Bürgermeister Vogl.
  • Die Vielzahl von Aufgaben wurden mit großem Elan bewältigt: Wiederherstellung von Wanderwegen und Ruhebänken, Neumarkierungen und neue Orientierungstafeln, Herausgabe einer Wanderkarte, Förderung des Tourismus durch die Bereitstellung von Wanderführern.
  • Zugleich wurden Aktivitäten zur Unterhaltung, Förderung und Bildung der Mitglieder durchgeführt.
  • In der Mitgliederversammlung am 27. April1951 wurde die Anschaffung und Verwendung einer Vereinstracht angeregt und in der Folge verwirklicht.
  • Diese Vereinstracht war für den Zusammenhalt der Sektion Lohberg von großer Bedeutung und wird seitdem bei allen kirchlichen und weltlichen Anlässen und Umzügen getragen.
  • Am 01. August 1951 fand das erste Heimat- und Waldfest der Sektion nach dem Kriege statt; hierbei wurde auch die wieder errichtete Hindenburgkanzel mit einer Feldmesse auf der Scheibe eingeweiht; ca 2.000 Besucher wurden gezählt.
  • Die Beziehung zur Nachbarsektion Lam wurde weiter gefestigt und die Sektion beteiligte sich 1954 mit einer Geld- und Holzspende an der Instandsetzung des Osserschutzhauses.
  • Im Sinne des Naturschutzes wurde mit der Gemeinde Lohberg darauf hingewirkt, dass die Nutzung des Gebiets am Kleinen Arbersee als Zelt- und Campingplatz verboten werden sollte. Die Regierung von Niederbayern stellte schließlich 1960 dieses Gebiet unter Natur- und Landschaftsschutz.
  • Im Mai 1973 führte das ZDF Dreharbeiten in Lohberg durch. Sektionsmitglied Alois Seidl führte die Drehteams zu den landschaftlich schönsten Drehorten; auch beteiligten sich zahlreiche Waldvereinsmitglieder als Statisten, insbesondere bei der vom ZDF inszenierten original böhmisch-bayerischen Brauchtumshochzeit.
  • Aus einer Diskussion über die Zusammenlegung der Gemeinden Lam und Lohberg entstand die Frage eines erneuten Zusammenschlusses der Sektionen Lohberg und Lam; die Mitglieder der Sektion sprachen sich einstimmig für die Beibehaltung der Eigenständigkeit der Sektion Lohberg.
  • Die Sektion wird mit ihren Veranstaltungen für die Gemeinde Lohberg ein immer wichtigerer Partner in der Gästebetreuung; vor allem die zwanglosen Sitzweilabende mit Musik, Heimatliedern und Erzählungen sind bei den Lohberger Gästen sehr beliebt.  

Die Feier zum 100jährigen Bestehen der Sektion Lohberg vom 30. Juli bis 01. August 1982

Zurückblickend auf die Gründung des Ur-Vereins zur Pflege und zum Schutz des Waldes im Jahre 1882 feierte die Sektion Lohberg am 30. Juli/1. August 1982 ihr 100jähriges Gründungsfest mit Weihe einer neuen Fahne. Das Fest stand unter der Schirmherrschaft von Helmut Sperl, dem 1. Bürgermeisters; die Nachbarsektion Lam stand beim Fest Pate. 

Mit einer Festschrift wurde auf das bewegte Auf und Ab in der Geschichte der Sektion geblickt.

  • Beim Umzug am 1. Festtag wurde nochmals die alte, von der Nürnberger Sektion im Jahr 1928 gestifte Standarte mitgeführt.
  • Im Festgottesdienst am 01. August wurde die neue Fahne geweiht.
  • Die Sitzweil am Samstagabend lockte viele Gäste aus nah und fern in die Tenne; langjährige und verdiente Sektionsmitglieder wurden seitens des Hauptvereins geehrt - insbesondere wurde Franz Müller aus Schwarzenbach zum Ehrenvorstand ernannt
  • Bei strahlendem Wetter zogen am Sonntag Waldverein mit seinen Ehrengästen und viele Vereine durch das festlich geschmückte Lohberg
  • Und natürlich wurde ordentlich gefeiert und getrunken!

Die Sektion Lohberg heute: eine Verbindung aus Tradition, Kultur, Tourismus und neuen Herausforderungen

Für die heutigen Waldvereinssektionen - und dies gilt auch für die Sektion Lohberg - stellt sich die Frage, ob ihre Ziele und satzungsgemäßen Aufgaben überhaupt noch in die heutige Zeit hineinpassen. Betrachtet man die Probleme, die sich für alle Vereine stellen, junge Mitglieder für die Aktivitäten zu gewinnen, so scheint die Antwort auf den ersten Blick eher negativ auszufallen. Andererseits zeigen Tendenzen, dass gerade vor dem Hintergrund der heutigen, schnelllebigen Zeiten mit rasch vergänglichen Werten die Möglichkeit des Innehaltens und der Rückbesinnung auf Traditionen für viele Menschen einen Ankerpunkt darzustellen.

Und hier bietet gerade auch die Sektion Lohberg mit ihren vielfältigen Veranstaltungen gute Ansatzpunkte. Hier ist zum ersten die Pflege der Tradition und des historischen Bewusstseins zu nennen. Die Sektion hat es sich zur Aufgabe gemacht, einem Vergessen und Verlorengehen der Vergangenheit und der für den Raum Lohberg prägenden Entwicklungen entgegen zu wirken.

  • Lohberg war ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein Zentrum der Glasindustrie.
  • Die Sektion Lohberg errichtete 2009 ein Glasmacherkreuz oberhalb der ehemaligen, 1907 abgebrannten Glashütte zum Gedenken an die Glashandwerker - auch in Erinnerung an das 1849 aufgestellte Vorgängerkreuz
  • Kulturwart Johannes Seidl veranschaulicht im Februar 2015 im Rahmen der heimatkundlichen Vortragsreihe der Sektion einem großen Zuhörerkreis die wirtschaftliche Bedeutung der Glasindustrie für die Entwicklung des Raums Lohberg in Wort und Bild.


 


  • Ein Brauchtum ist vielerorts die Verknüpfung des Johannistags (24. Juni) und des Johannisfeuers mit der Sommer-Sonnenwende (21. Juni)
  • Die Sektion Lohberg hat am 24. Juni 1985 in der Gemeinde Lohberg diese Tradition aufleben lassen und zum ersten Mal das Johannisfeuer an der Reißbrücke entzündet.
  • Seit dieser Zeit genießen viele Lohberger und Gäste das Fest bei Musik und Bewirtung auf dem Kirchenparkplatz, wo jetzt das Johannisfeuer brennt.

  • Zu den Traditionen des Waldvereins zählt auch die kirchliche Verbundenheit. Diese zeigt sich an der Teilnahme bei der Fronleichnamsprozession, an der die Sektion  in Tracht hinter ihrer Fahne mitgeht, und bei der sie auch die Statue des Hl. Antonius durch die Straßen trägt.
  • Auch beim Erntedankfest folgt die Sektion der Erntekrone beim Einzug in die Kirche.
  • Die Wichtigkeit dieser Verbundenheit zeigt sich auch bei der Beerdigung eines Mitglieds. Die Sektion geleitet den Sarg mit Fahne und Blaskapelle zum Grab und nimmt auf diese Weise einen ehrenden Abschied. 
  • Eine besondere Zusammengehörigkeit zeigte sich, als die Sektion eine vom Verfall bedrohte Kapelle übernahm und sie zu einer waldvereins-eigenen Mariengrotte ausbaute. Die festliche Einweihung der Mariengrotte geschah im Jahr 1985. Seit dieser Zeit wird die letzte Maiandacht der Pfarrgemeinde Lohberg an der Mariengrotte des Waldvereins gefeiert und findet mit einer Lichterprozession zur Pfarrkirche ihren Ausklang.
  • Mit den an der Vereinsgrotte aufgestellten Totenbrettern erweist die Sektion ihren verstorbenen Mitgliedern ein ehrendes Andenken.