Bericht über die Kräuterwanderung der Sektion Lohberg am 23.05.2019

Der Wald-Verein Lohberg hatte am 23. Mai zu einer Kräuterwanderung eingeladen. Nachdem das Wetter in den letzten beiden Jahren den Kräuter-Interessierten arg zugesetzt hatte, konnte die Wanderführerin des Wald-Vereins Maria Müller die erwartungsvollen Exkursionsteilnehmer bei herrlichem Spätnachmittags-Wetter begrüßen- Und gleich passender Einstieg: schon nach gut zweihundert Metern den Gartenfeldweg in Eggersberg entlang stand am Rande einer frisch gemähten Wiese eine große Ansammlung von Schöllkraut. „Das Schöllkraut gehört zu den „gelben Kräutern“ und wurde daher früher in der Heilkunde vor allem bei krampfartigen Beschwerden der Galle, der Leber und des Magen-Darm-Traktes eingesetzt“ begann Maria Müller ihre kenntnisreichen Ausführungen über das Wesen und Wirken dieser Pflanze. Schnell wurden von den Teilnehmern die Notizhefte gezückt und die wichtigsten Hinweise eifrig vermerkt. Natürlich durfte auch der Hinweis auf den berühmtesten Patienten nicht fehlen: Albrecht Dürer erkrankte auf einer seiner Reisen an chronischer Malaria und mit Hilfe des Schöllkrauts wurde er wieder gesund. Diese Heilung veranlasste ihn, der Pflanze mit einem wunderbaren Bild seine Anerkennung zu zeigen.

 

Fortsetzung aus AKTUELLES

 

Beeindruckt von diesem ersten Halt setzte die kleine Gruppe ihre Exkursion fort, um in kurzen Abständen bei am Wegesrand wachsenden Heil- und Wildkräutern stehen zu bleiben. Die Schilderung eigener Erfahrungen mit den verschiedenen Heilkräutern und deren Zubereitung und Anwendung regte die Teilnehmer zu Fragen, Diskussionen und eigenen Erfahrungsberichten an. So erhielt im Verlauf der Wanderung der Weißdorn seine Beachtung als Heiltee zur Vorbeugung und Unterstützung bei leichter Herzschwäche ebenso wie der Löwenzahntee und Löwenzahnhonig, der die Abwehrkräfte stärkt, und auch die häufig unterschätzte Brennnessel mit ihren vielfachen Einsatzmöglichkeiten in der Heilkunde sowie bei der Düngung im Garten. Auch der Spitzwegerich, ein Hustenmittel und Mittel zur Wundbehandlung, sowie sein Bruder, der Breitwegerich, dessen Blätter, in den Wanderschuh eingelegt, gute Dienste gegen schmerzende Füße und drohende Blasen leistet, fanden sich am Wegesrand. Eine weitere alltägliche, aber nicht minder interessante Pflanze: der Frauenmantel, ein sehr altes Heilkraut, in dem vormittags bis mittags ein Wassertropfen ruht. Der Hinweis, dass diese Pflanze als typisches Frauenheilkraut der Venus zugeordnet wird und u. a. als Schönheitsmittel den Busen straffen und zu einem schönen Dekolleté beitragen soll, verursachte natürlich bei den Teilnehmern die eine oder andere heitere Bemerkung. In lockerer Stimmung folgte dann der nächste Halt: ein Blutwurz; hier war die Heilwirkung des Blutwurztees beispielsweise gegen Magenbeschwerden und Durchfall mindestens ebenso interessant wie die Ausführungen über das Selbstansetzen von Blutwurz-Schnaps. Voller Informationen und Anregungen ging die Exkursion weiter bis zur Anhöhe zwischen Eggersberg und Silbersbach. Diese Stelle lud einfach ein zu einem Halt, um den Blick schweifen zu lassen. Auf der einen Seite der Blick hinüber zum Hohenbogen, auf der anderen Seite der Blick zum Osser und Zwercheck in der abendlichen Sonne und das Schattenspiel der Bäume auf den Wiesen. Die Kühe mit ihren ganz jungen Kälbern auf der Weide nebenan beäugten neugierig die Teilnehmer, während Maria Müller – passend zum Mai - den Waldmeister als sehr bekanntes Wildkraut ansprach, das in der Heilkunde insbesondere bei Nervösität, Einschlafproblemen und sogar bei Migräne verwendet wird. Viel bekannter als der Einsatz dieses Wildkrauts in der Heilkunde ist seine Nutzung in der Küche, vor allem auch bei Süßspeisen und Getränken. Die Beliebtheit ergibt sich aus dem Cumarin-Gehalt der Blätter, die dieser Pflanze seinen unverwechselbaren aromatischen Geschmack verleiht. Während die Waldmeisterlimonade bei Kindern beliebt ist, liegt die Beliebtheit dieser Pflanze bei den Erwachsenen eher in der Verwendung in Cocktails und Bowlen. Und hier ist die Waldmeisterbowle, angesetzt mit Sekt oder Weißwein, auch Maibowle genannt, bereits seit dem 9. Jahrhundert ein sehr beliebtes Getränk bei Feierlichkeiten. Zur Verdeutlichung ihrer Schilderungen und zur Überraschung holte Maria Müller eine Flasche und Becher hervor; jeder der Teilnehmer überzeugte sich gern vom Geschmack der frisch angesetzten Waldmeisterbowle. Nach diesem gelungenen Zwischenstopp ging es dann beschwingt und mit vielen Eindrücken im Bogen zurück zum Ausgangspunkt. Den Abschluss dieser Exkursion bildete der Halt unter der Linde am Haberlhof. Über die Wirkung des Lindenblütentees als Heilmittel zur Senkung von Fieber, bei grippalen Infekten, Atemwegsinfektionen, Hustenreiz musste die Wanderführerin nicht viel erzählen, hier kamen spontane Beiträge von den Teilnehmern. Die Schilderung der Kulturgeschichte der Linde faszinierte dann nochmals die Teilnehmer. So war die Linde bei den Germanen und Slawen ein heiliger Baum. Sie wurde von den Germanen der Göttin Freya zugeschrieben. Nach Kriegen und Pestepidemien wurden früher Linden gepflanzt und viele Dörfer in Mitteleuropa hatten früher als Ortsmittelpunkt ihre Dorflinde, die als wichtiger Treffpunkt zum Ratsch und Klatsch, zur Brautschau, aber auch für die Abhaltung von Dorfgerichtsbarkeiten diente. Mit dem Gedicht „Der Lindenbaum“ setzte Wilhelm Müller ihm ein literarisches Denkmal und mit der Vertonung von Franz Schubert und der musikalischen Bearbeitung durch Friedrich Silcher entstand dann das Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore“. Eine alte Tradition bildeten Anfang Mai die Tanzfeste unter dem Lindenbaum, aber hierzu wollte die Exkursionsführerin ihre Teilnehmer dann doch nicht mehr animieren. So ging eine sehr informative, mit vielen Anregungen und Erfahrungsberichten gespickte Kräuterexkursion zu Ende, für die sich die Teilnehmer sehr herzlich bei Maria Müller bedankten.